Kidical Mass #11 in Rostock

Am 24. September findet die elfte Kidical Mass im Rahmen der weltweiten Klimaaktionswoche statt.

Förderpreis erhalten

Wir haben einer der Förderpreise im Rahmen der Verleihung der Richard Siegmann Medaille erhalten. Danke an alle Sammler:innen, Aktiven und Unterstützer:innen der letzten Jahre. Besonderen Dank an die Förderin des Preises; danke Kristina.

#Fahrradstadt bleibt weiter Handarbeit. Mit dem Preisgeld werden werden wir nächstes Jahr lokaler und konkreter an einem lebenswerten #Rostock arbeiten. Hast du hierzu Ideen komm vorbei und mach mit.

Die Richard-Siegmann-Stiftung wurde am 10. November 2004 als private Stiftung bürgerlichen Rechts in der Hansestadt Rostock gegründet. Das Grundvermögen von 125.000 Euro stiftete die Rostocker Straßenbahn AG. Die erste Medaille wurde 2005 verliehen.

Anstoß zur Gründung gab die 100-Jahr-Feier zur Elektrifizierung der Rostocker Straßenbahn im Jahr 2004. Sie warf ein Schlaglicht auf eines der zukunftsweisenden und nachhaltigen Stadtentwicklungsprojekte von Richard Siegmann.

Zu den maßgeblichen Initiatoren der Stiftung gehört Hajo Graf Vitzthum von Eckstaedt. Er war von 1995 – 2006 technischer Vorstand der Rostocker Straßenbahn AG und Gründungvorsitzender des Stiftungskuratoriums (2004 – 2014). Auch Jochen Bruhn ist von Anfang an Mitglied der Stiftung. Er war von 1990 – 2015  kaufmännischer Vorstand der Rostocker Straßenbahn AG und ist seit 2014 Vorsitzender des Stiftungsvorstandes. Das Kuratorium leitet seither Dr. Viola von Oeynhausen. Die Physikerin forscht und lehrt an der Universität Rostock. Seit Jahren engagiert sie sich für den hiesigen Wissenschaftsstandort.  

Zwei Jahre Bürgerschaftsbeschluss zum Radentscheid Rostock: “Radverkehr nicht hängen lassen!”

Ein Fahrrad, das symbolträchtig von einem Baum herabhängt, darunter weht ein Banner mit der Aufschrift “Radverkehr nicht hängen lassen” im Wind und im Hintergrund die berühmte Silhouette der Rostocker Innenstadt: Dieses Bild spricht Bände. Anlässlich des zweiten Jahrestags fordert der Radentscheid Rostock die Stadt auf, nun entschlossen die Zielstellung der Fahrradstadt Rostock zu realisieren.

Am 06. November 2019 beschloss die Rostocker Bürgerschaft die Ziele des Radentscheids Rostock möglichst weitgehend zu übernehmen. In den vorangegangenen Monaten sammelten die Mitglieder des Radentscheids und viele freiwillige Helfer 8.366 Unterschriften für das Bürgerbegehren mit dem Ziel einer lebensfreundlichen Fahrradstadt. Im Wahlkampf zur Oberbürgermeisterwahl unterschrieben alle Kandidatinnen und Kandidaten das Anliegen, so auch Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen, der es zum erklärten Ziel seiner Amtszeit machte, Rostock in Bezug auf die Fahrradfreundlichkeit zu einem zweiten Kopenhagen zu machen. 

“Die Vorfreude war groß, da nun endlich der politische Wille da war und die Fahrradstadt Rostock in greifbarer Nähe zu sein schien,” sagt Sophia Rabien, Sprecherin des Radentscheids Rostock.

Wie steht es heute um die Fahrradstadt Rostock?

Im Jahr 2018 gründete sich der Radentscheid, mit dem Ziel Fahrrad fahren in Rostock sicher und bequem für alle von 8 bis 99 zu machen. “Seit der Gründung haben wir als Radentscheid dem Radverkehr in Rostock eine Stimme gegeben. Durch zahlreiche Aktionen haben wir gezeigt, wie wir Rostock fahrradfreundlich und lebenswerter machen können. Es waren vor allem Jahre des Problematisierens, die aber dazu geführt haben, dass das Bewusstsein für die Situation der Radfahrenden in Rostock geschärft worden ist”, sagt Rabien. Dies bestätigt auch die vergangene Woche veröffentlichte Umfrage zu den Themen Umwelt und Verkehr, die Rostock einen deutlichen Rückgang der Fahrradfreundlichkeit und des Sicherheitsgefühls bescheinigt. “Für uns als Radentscheid Rostock sind das sowohl gute als auch schlechte Nachrichten”, erklärt Sophia Rabien, “Gut in dem Sinne, dass unsere Arbeit dazu geführt hat, dass die Menschen in Rostock das Thema Radverkehr kritischer und zunehmend realistisch als noch vor 2018 sehen. Und schlecht in dem Sinne, dass es für die Menschen scheinbar keine wahrnehmbaren Veränderungen auf den Straßen Rostocks gibt und die Politik und Verwaltung die Erwartungen nach dem Bürgerschaftsbeschluss nicht erfüllt haben”, führt Rabien weiter aus. 

“Nun sollen Jahre einer lösungsorientierten und effizienten Umsetzung folgen.“ Ein Anfang war das Pilotprojekt der Stadt, “Fußgängerzone Am Brink”, das der Radentscheid unterstützte, indem Aktive die Ladenbesitzer informiert haben, wie Fußgängerzonen den Einzelhandel stärken können. “Dass sich auf unseren Druck hin etwas – wenn auch langsam – entwickelt, sieht man auch an den ersten Entwürfen für die Fritz-Reuter-Straße und an der Diskussion um die Lange Straße”, so Rabien. Auch die Anordnung von Tempo 30 ist nun in mehreren Straßen vorgesehen, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen.

Wie liefen die Verhandlungen mit der Stadt ab?

“Im Januar des Jahres 2020 ging die Stadt erstmals auf uns zu, um an Sofortmaßnahmen zu arbeiten”, erinnert sich Malte Brockmann, Sprecher des Radentscheids. “Die folgenden Verhandlungen unter anderem mit Verkehrssenator Holger Matthäus, Mobilitätskoordinator Steffen Nozon und zu Beginn auch kurz mit dem Leiter des Amts für Verkehrsanlagen Heiko Tiburtius waren mit drei angesetzten Terminen zwar straff und ambitioniert, aber dennoch zielorientiert. Es gab am Ende einen breiten Konsens über das notwendige Personal und die Mittel sowie ein Paket an ersten Sofortmaßnahmen.

Und dann kam Corona”, so Brockmann weiter. “Niemand wollte mehr das große Ganze wagen, so blieben die wichtigen Bausteine Personal und Geld im Schrank.” Im ersten Corona-Frühjahr verkündete OB Claus Ruhe Madsen die Einrichtung des Amts für Mobilität und der Fastlane Fahrradstadt. Mit der Maßnahme sollte die Fahrradstadt an Fahrt aufnehmen. Ein Team im Amt soll sich fortan ausschließlich mit der Umsetzung von wichtigen Radverkehrsprojekten beschäftigen. “Etwas mehr Personal stand zwar nun auf dem Papier, leider dauerte es fast ein Jahr, bis die Stadt die Stellen endlich ausgeschrieben hatte”, gibt Brockmann zu bedenken. “Wir freuen uns jetzt natürlich, dass die Fastlane im Dezember endlich ihre Arbeit aufnehmen wird.”

Erschwert wurden die Verhandlungen durch wechselnde Ansprechpersonen, etwa die Leitung des Amtes für Mobilität. Das Amt für Mobilität wurde die ersten Monate kommissarisch von Dr. Ute Fischer-Gäde geleitet. Nachdem die Ausschreibung der Stelle der Amtsleitung ohne Besetzung endete, übernahm Stefan Krause, ebenfalls kommissarisch, die Leitung. “Jetzt ist es wichtig, die Stelle der Amtsleitung erneut auszuschreiben und dann dauerhaft zu besetzen. Mit der Leitung des Amtes und der Fastlane stünden dann endlich Ansprechpartner zur Verfügung, die dann hoffentlich mit allen notwendigen Kompetenzen ausgestattet sein werden, um mit uns auch Entscheidungen treffen zu können”, sagt Brockmann. “Wir haben erste Signale erhalten, dass bald ein Zeitplan für das weitere Vorgehen stehen wird. Das stimmt uns positiv. Wir wollen schon eine ganze Zeit richtig loslegen und Nägel mit Köpfen machen.” 

Wie soll es weitergehen?

Wie sich der Radentscheid die nächsten Schritte vorstellt, fasst Marie Heidenreich, Sprecherin des Radentscheids, so zusammen: “Erstens müssen die Verhandlungen zwischen Stadt und Radentscheid professionell und extern moderiert werden, um zielgerichtete Gespräche zu ermöglichen.

Zweitens ist die Entwicklung eines Rostocker Standards für Radverkehrsinfrastruktur notwendig, sodass nicht bei jeder neuen Planung wieder aufwändig geprüft werden muss, in welcher Breite und Beschaffenheit ein Radweg geplant wird”, stellt die Verkehrsexpertin Heidenreich fest. Neben der zügigen Abarbeitung der Sofortmaßnahmen geht es dem Radentscheid um neue Planungsstandards für den Radverkehr in Rostock. Dass diese Einheitlichkeit wichtig ist, illustriert Heidenreich an einem Beispiel: “Ein sicherer Fahrradweg muss immer an die 2,30 Meter breit und vom Autoverkehr getrennt sein und nicht nur, wenn es gerade passt.

Drittens bedarf es eines modernen Radverkehrskonzeptes als Gegenmodell zu den bisherigen, ambitionslosen Konzepten aus den 90ern. Ein zukunftsfähiges Radverkehrskonzept muss einen verbindlichen Zeitplan für alle Straßen, erste Planungen und ein angemessenes Budget umfassen. So kann ein lückenloses Radwegenetz entstehen”, beendet Marie Heidenreich.

Marie Heidenreich resümiert die Forderung des Radentscheids: “Deshalb appellieren wir an die Stadt, den Radverkehr nicht hängen zu lassen. Lasst uns gemeinsam intensiv an unserer Vision der Fahrradstadt Rostock arbeiten und den 8366 Rostockern, die das Bürgerbegehren unterschrieben haben, gerecht werden.”  

Fahrradstadt nicht in Sicht

Befund der Stadt aus den Ergebnissen der Umfrage zu den Themen Umwelt und Verkehr 2021: „Auch die generelle Fahrradfreundlichkeit in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock schätzten die Einwohnerinnen und Einwohner negativer ein: 2016 bewerteten noch 64% die Fahrradfreundlichkeit mit „sehr gut“ bis „gut“. 2021 sind die positiven Bewertungen um über zehn Prozentpunkte auf rund 53 % zurückgegangen.“

Wir finden das dies ein katastrophales Ergebnis ist, ein Hilferuf der Bürger. Es zeigt, dass die aktuelle Radverkehrspolitik in Rostock nicht die selbst gesteckten Ziele erreichen wird: Mehr als zwei Drittel der Befragten fühlen sich auf dem Fahrrad unsicher. Dieser Wert ist erschreckend und zugleich eine realistische Einschätzung der Situation in Rostock.

Sicherheit schaffen nur angemessen breite und baulich vom Autoverkehr getrennte Radwege sowie fahrradfreundlich gestaltete Wohnviertel. Die fehlen in Rostock und daran wird sich in Zukunft auch nichts ändern, wenn nicht massiv gegensteuert wird. Die Umsetzung der Ziele unseres Bürgerbegehrens wären eine gute Grundlage.

In den Stadtteilen, in denen Radfahrer im Mischverkehr mit Autofahrern auf Kopfsteinpflaster geführt werden, so zum Beispiel in der KTV und im Hansaviertel, ist das Unsicherheitsgefühl am größten. Auch die Bewohner Brinckmansdorfs schätzen die Situation bezüglich Sicherheit und Ausbau des Radwegenetzes besonders schlecht ein. Hier fehlt es an einer sicheren und komfortablen Verbindung in die Stadt über den Mühlendamm.

Wir fordern die Stadt erneut auf, kurzfristig einen Radweg auf einem der drei bisherigen PKW-Fahrstreifen einzurichten. Wenn Claus Ruhe Madsen jetzt nicht konsequent handelt und Autoverkehrsflächen in Radwege umwandelt, ist sein großes Ziel der Fahrradstadt Rostock gescheitert.

Kidical Mass Petition

Die Kidical Mass hat die Vision, dass sich alle Kinder und Jugendlichen sicher und selbstständig mit dem Fahrrad bewegen können. „Platz da für die nächste Generation“ lautet das Motto mit der Prämisse, dass kinderfreundliche Städte allen Menschen guttun.

Die Kidical Mass fordert kinder- und fahrradfreundliche Orte im ganzen Land – sowie ein kinder- und fahrradfreundliche Hanse- und Universitätsstadt Rostock.

1. Sichere Schulradwege-Netze in Rostock bis 2030
2. Schulstraßen und verkehrsberuhigte Bereiche vor Schulen und Kitas in Rostock
3. Stetige jährliche Finanzierung mit konkreten Zielvorgaben an die Kommunen
4. Kinderfreundliches Straßenverkehrsrecht, v.a.:

‣ Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts
‣ geschützte, breite Radwege an Hauptstraßen
‣ Spielstraßen
‣ Wohngebiete ohne Durchgangsverkehr
‣ Vision Zero (null Verkehrstote)

Hier Unterschreiben!

Warum ist das wichtig?

Die Radinfrastruktur in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock ist für Kinder und Jugendliche sehr schlecht. „Würde ich mein Kind allein Radfahren lassen?“ Die Frage wird durchweg mit „Nein!“ beantwortet. Das „Elterntaxi“ ist in aller Munde. Bewegungsradius und motorische Fähigkeiten von Kindern sinken. Dabei wollen sie eigenständig mobil sein. Dazu braucht es sichere Radwege. Politik und Verwaltung fehlt es an positiver Resonanz aus der breiten Bevölkerung.

Deshalb erobern beim Kidical Mass Aktionswochenende am 18. & 19. September 2021 Zehntausende Radfahrende in über 120 Städten in ganz Deutschland die Straßen. Anlass ist die Bundestagwahl, die eine Woche später stattfindet.

Die Kidical Mass ist eine weltweite Bewegung. Seit 2017 gibt es sie auch in Deutschland. Bei bunten Fahrraddemos erobern Radfahrende von 0 bis 99 Jahren die Straße. Das Format hat Kinder und nachhaltige Mobilität im Fokus und setzt sich für lebenswerte Städte ein.

Hier Unterschreiben!

IHK Umfrage zu Tempo 30

Mehrheit für deutlich mehr T30 auf Rostocks Straßen

In ihrem Newsletter vom 29.7.2021 bat die Industrie- und Handelskammer zu Rostock ihre Mitglieder um Teilnahme an einer Umfrage unter dem Titel „Rostock als Tempo-30-Zone?“ Wir könnten uns jetzt über das Framing und die unpräzise Fragestellung beschweren. Denn es besteht ein wesentliche Unterschied zwischen einer Tempo-30-Zone (rechts-vor-links) und einer Regelgeschwindigkeit von 30 km/h. Eine Regelgeschwindigkeit lässt wie bisher auch Ausnahmen nach oben wie nach unten zu. Wenn in der öffentlichen Debatte über Tempo 30 diskutiert wird, sprechen die Befürworter:innen über die Regelgeschwindigkeit und die Gegner versuchen über grobe Vereinfachung Stimmung gegen die sinnvolle Maßnahme zu machen.

Aber darum soll es nicht gehen. Die Umfrage sollte bis zum 30. Juli offen sein und lieferte bis dahin ein eindeutiges Ergebnis. In allen Teilnehmergruppen – die IHK unterteilt die Teilnehmer in Unternehmer, Arbeitnehmer sowie Schüler/Studenten – spricht sich eine deutliche Mehrheit für mehr Tempo 30 auf Rostocks Straßen aus.

Im Sinne der Fragestellung „Rostock als Tempo-30-Zone“ sprechen sich 46% aus der Gruppe der Unternehmer:innen für Tempo 30 und weitere 13% für Tempo 30 in bestimmten Bereichen aus – also zusammen 59% für Tempo 30. Nur 40% sind dagegen. In der Gruppe der Arbeitnehmer:innen sind 38% dafür, 50% in bestimmten Bereichen – also zusammen sagehafte 88% für Tempo 30. Mickrige 11% gegen Tempo 30. In der Gruppe der Student:innen sprechen sich 45% für Tempo 30 aus, 22% in bestimmten Bereichen – auch hier zusammen 67% für Tempo 30. Nur 31% dagegen.

Die Umfrage blieb auch nach dem angekündigten Termin online und offen zur Abstimmung. Am 3. August wurde dann der 6. August als Endtermin der Umfrage genannt. Ob das Ergebnis nicht den Erwartungen entsprach oder ursprünglich versehentlich ein falscher Endtermin genannt wurde, bleibt unklar.

(Es spielt auch keine Rolle die Teilnehmer:innen der Umfrage ändern ihre Meinung nämlich nicht.)

Am 6. August konnte mittags folgender Stand abgerufen werden: in der Gruppe der Unternehmer:innen stimmen 47% dafür, weitere 16% in bestimmten Bereichen, zusammen also 63% für Tempo 30. Nur 35% sind dagegen . Von den Arbeitnehmer:innen sind 45% dafür, 40% in bestimmten Bereichen, zusammen weiterhin sagehafte 85% für Tempo 30. Nur 14% dagegen. In der Gruppe der Student:innen sprechen sich 52% für Tempo 30 aus, 20% in bestimmten Bereichen, auch hier zusammen 72% für Tempo 30. Nur 28% sind dagegen (JU ;))

Am nächsten Tag war unter dem Link keine Umfrage mehr abrufbar und somit kein Endergebnis einzusehen. Nach unserem Kenntnisstand hat die IHK zu Rostock auch kein Ergebnis veröffentlicht – vielleicht weil es nicht der bisherigen Außendarstellung entspricht. Aber es wurde versprochen: „Die Ergebnisse werden Einfluss finden in künftige Gespräche mit der Stadtverwaltung.“ Wir sind gespannt, aber eines ist nun klar die IHK wird sich in Zukunft nicht mehr gegen seine Mitglieder stellen können. Die Zeiten der autozentrischen Forderungen wird ein Ende haben. Ja, die IHK wird zu klar zur Regelgeschwindkeit von Tempo 30 in Rostock bekennen und das mit möglichst wenig ausnahmen (Stadtautobahn). Versprochen!

Kidical Mass #6 am 19.09.2021

Radentscheid Rostock organisiert Kinder-Fahrraddemo durch die Innenstadt

Am Sonntag, den 19. September 2021, findet in Rostock die sechste Kidical Mass statt. Am Wochenende gehen in über 130 Städten Kinder und ihre Familien für ein neues Verständnis von Mobilität auf die Straße. Eine Woche vor der Bundestags- und Landtagswahl fordern sie ein inklusives und kinderfreundliches Straßenverkehrsrecht und mehr Platz auf den Straßen für die nächste Generation.

Die als Demo angemeldete Fahrradtour in kinderfreundlichem Tempo startet um 15 Uhr auf dem Neuen Markt, wo sie rund eine Stunde später auch wieder endet. Die Fahrraddemo ist Bestandteil des Klimaaktionstags in der Langen Straße. Alle kleinen und großen Radfahrer sind eingeladen, mitzuradeln.

Malte Brockmann vom Radentscheid Rostock sagt anlässlich des bundesweiten Aktionswochenendes: “Kinder dürfen nicht mehr auf der Straße spielen. Teilweise wird es ihnen verboten, zur Schule zu radeln. Des Öfteren werden Eltern als fahrlässig beschimpft, weil sie ihre Kinder selbständig zur Schule fahren oder laufen lassen.”

Marie Heidenreich vom Radentscheid Rostock ergänzt: “Die Verkehrsinfrastruktur ist für das Auto gemacht. Radwege sind oft viel zu schmal, holprig oder gar nicht vorhanden. Auch Kreuzungen und Einmündungen sind selten für den Radverkehr ausgelegt und darum passieren hier die meisten Unfälle. Eltern und Kinder trauen sich daher teilweise nicht einmal kurze Strecken auf dem Rad zu, egal ob in der Stadt oder auf dem Land.”

Dass es auch anders geht, möchte der Radentscheid mit der Kidical Mass zeigen. “Wir plädieren für neues Verständnis von Mobilität: vom verkehrsgerechten Kind zum kindgerechten Verkehr”, so Heidenreich. Die Kidical Mass möchte Lust auf Veränderungen machen. Denn Straßen sollen Menschen nicht gefährden – sie sollen Menschen verbinden.

“Wir wollen, dass sich alle Kinder und Jugendlichen sicher und selbständig mit dem Fahrrad bewegen können”, so Brockmann. “Die Bedürfnisse von Kindern im Verkehr sollen im Fokus stehen: Platz und Sicherheit.”

Einfache Lösungen, die schnell und kostengünstig umgesetzt werden können, gibt es zahlreich. Der Radentscheid Rostock weist darauf hin, dass die entsprechenden Studien in den Nachbarländern bereits durchgeführt wurden. Auch viele Kommunen sind bereit zur Tat – leider fehlen immer noch die gesetzlichen Rahmenbedingungen, klare Ziele, langfristige Finanzierungsmöglichkeiten und Personal.

Deswegen appelliert der Radentscheid Rostock gemeinsam mit dem bundesweiten Aktionsbündnis an die neue Bundesregierung: Diese müsse jetzt ein klares Zeichen pro Verkehrswende setzen – mit einem kinderfreundlichen Straßenverkehrsrecht. Dazu gehört an erster Stelle die Einführung von Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts.

Kurzfristig muss die Infrastruktur rund um Schulen und Kitas kindgerecht gestaltet werden: Schulstraßen, d.h. Straßensperrungen zu Schulbeginn und -ende führen unmittelbar zu mehr radelnden und laufenden Kindern. Diese Situation soll mittelfristig weiter verbessert werden, indem Schulen durch sichere Schulradwege-Netze angebunden werden.

Die Forderungen des Kidical Mass Aktionsbündnis an die neue Bundesregierung lauten:
Sichere Schulradwege-Netze bis 2030
Schulstraßen und verkehrsberuhigte Bereiche vor Schulen und Kitas
Stetige jährliche Finanzierung mit konkreten Zielvorgaben an die Kommunen
Kinderfreundliches Straßenverkehrsrecht: Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts, geschützte und baulich getrennte, breite Radwege an Hauptstraßen, geschützte Kreuzungen, Spielstraßen, Wohngebiete ohne Durchgangsverkehr, Umsetzung der Vision Zero (null Verkehrstote)

Kidical Mass #5 am 15.08.2021

Der Radentscheid Rostock lädt a

Wir laden am Sonntag zum fünften Mal zu einer Fahrradtour speziell für Kinder ein, einer sogenannten Kidical Mass.
Mit der Kidical Mass demonstrieren wir für eine kinderfreundliche Fahrradstadt. Die Erfahrung der letzten Demos zeigt, dass die Kinder es lieben, endlich einmal mit dem Fahrrad durch die Stadt zu fahren ohne von Autos gefährdet zu werden.
Die Fahrradtour ist extra kinderfreundlich gestaltet, sodass schon die Kleinsten auf dem Laufrad mithalten können. Wir fahren ein langsames Tempo um die 7 km/h und achten darauf, dass alle mitkommen. Viele Kinder sind aber auch schon auf dem eigenen Fahrrad unterwegs. Auch Kinder auf dem Kindersitz, im Lastenrad oder im Fahrradanhänger sind herzlich willkommen.

1.625 Menschen haben unsere Petition „Lange Straße – fahrradfreundlich!“ unterschrieben.

Über 500 Kommentare zeigen eindrücklich, wie groß der Leidensdruck von Radfahrer*innen in der Langen Straße ist. Wir fordern von der Stadt, unseren Vorschlag jetzt umzusetzen: Radfahrer*innen auf die eine Seite der Schienen, Autos auf die andere! 1625 Menschen sagen: Wir akzeptieren die tägliche Gefährdung nicht länger!

Hier ein kurzer Auszug aus den Kommentaren:

Online-Petition: Lange Straße – fahrradfreundlich!

Radfahren in Rostock muss entspannt und sicher für alle Menschen möglich sein. Dies ist der Kern des Bürgerbegehrens “Radentscheid Rostock”.

Um sofort und sehr konkret eine erste Konfliktzone in der Innenstadt zu verbessern, wenden wir uns mit dieser zusätzlichen Petition als Radentscheid Rostock zusammen mit Greenpeace Rostock und dem Verkehrsclub Deutschland – Ortsgruppe Rostock an den Senator für Infrastruktur, Umwelt und Bau Holger Matthäus: Setzen Sie sich dafür ein, dass ein Zweirichtungsradweg in der Langen Str. ein vom Autoverkehr getrenntes sicheres Radfahren möglich macht!

Warum eine Umgestaltung der Langen Straße notwendig ist:

Vor ca. 2 Jahren wurde der Radfahrstreifen in der Langen Straße der Hanse- und Universitätsstadt Rostock aufgehoben. Begründet wurde die Aufhebung mit Unfällen und Konflikten, so etwa, wenn parkende Kfz in schräg angeordneten Parkbuchten beim Ein- und Ausparken den Radfahrstreifen kreuzten. Seit dem werden Radfahrende und Kfz im Mischverkehr geführt, was die Gefahr für Radfahrende aber nicht mindert.

Die Fahrbahnbreite reicht nicht aus, um Radfahrende mit mindestens 1,5 m Abstand zu überholen: Es kommt zu Bedrängungen, Hupen, brenzligen Überholmanövern und sogar Unfällen mit Personenschaden. Das führt dazu, dass sich viele Radfahrende nicht trauen, die Fahrbahn zu nutzen, sondern regelwidrig auf der gesperrten Radfahrspur fahren, was ihnen im Falle eines Unfalles mit einem parkenden Kfz eine Mitschuld gibt. Andere weichen auf den Gehweg aus, was zu Konflikten mit Fußgänger*innen führt.

Der Radentscheid Rostock und Greenpeace Rostock haben deshalb in der Vergangenheit durch verschiedene Aktionen auf die Missstände aufmerksam gemacht. Mehrfach wurde mit Poolnudeln [1] wurde der Mindestüberholabstand veranschaulicht, woraus für Autos ein Überholverbot folgt: Es ist schlichtweg zu wenig Platz zum regelkonformen Überholen. Auch wenn daraufhin von der Stadt grüne Verkehrszeichen, mit dem Hinweis Radfahrende mit 1,50m Abstand zu überholen, aufgestellt wurden, bleibt der Irrtum, dass man überhaupt überholen darf. Auf entsprechende Kritik hin wurden diese Schilder somit wieder entfernt.

Des Weiteren wurde vom Radentscheid Rostock ein öffentlicher Workshop veranstaltet, eine fahrradfreundliche Version der Langen Straße zu entwickeln.

Die Ergebnisse daraus wurden beim Klimaaktionstag in der Langen Straße im September 2019 vorgestellt. [2]

Bei der Auswahl aus 2 vorgestellten Varianten haben sich ca. 1000 Personen offline und online via Social Media geäußert, welche Variante sie bevorzugen würden. Die Mehrheit stimmte für einen Zweirichtungsradweg auf der Fahrbahn zur Innenstadt hin, sodass Radverkehr und Autoverkehr zukünftig voneinander getrennt sind.

Außerdem waren Vertreter:innen des Radentscheids im Dezember 2019 im Ortsbeirat Stadtmitte zu Gast, um die Ergebnisse vorzustellen. Auch hier gab es überwiegend positive Resonanz.

Seitdem gibt es jedoch von Seiten der Stadt Rostock keine Entwicklung, um die Situation vor Ort zu entschärfen.

Und dies obwohl eine Neuaufteilung des öffentlichen Raums dringend notwendig ist: Immer mehr Menschen fahren mit dem Rad und müssen die Möglichkeit haben, egal ob alt oder jung, sicher durch die Innenstadt fahren zu können.

Unterschreiben Sie für ein bequemes und sicheres Radfahren durch die Stadtmitte, parallel zur Einkaufstraße „Kröpeliner Straße“. Unterschreiben Sie für Lebensqualität auf den Straßen – mehr Platz und weniger Abgase beim Radeln! Schaffen wir gemeinsam eine gerechte Infrastruktur in unseren Städten!

[1] radentscheid-rostock.de/2018/11/19/poolnudel-aktion-in-der-lange-strasse-rostock/

[2] radentscheid-rostock.de/2019/10/27/lange-strasse/

Begründung

Die südseitige Fahrbahn der Langen Straße wird für den Kfz-Verkehr gesperrt und zu einer Fahrradstraße, die beidseitig befahrbar ist. Dadurch reichen Zebrastreifen statt Ampeln an den Fußquerungen. Der Kfz-Verkehr findet ausschließlich auf der nordseitigen Fahrbahn beidseitig statt.

Ein Teil der wegfallenden Parkplätze kann eventuell durch den Wegfall der Quader zur Tramseite kompensiert werden.

Außerdem wird ein weiterer Durchbruch der Tramlinie auf Höhe Jacobi-Kirche nötig, damit das Parkhaus auf dieser Seite noch erreichbar ist.

Vorteile:

  • Trennung der Verkehrsarten durch Fahrradstraße, die durch Kfz nicht befahrbar ist
  • Radfahrende atmen weniger Abgase ein und ein Überholen ist sicher möglich
  • Platz für andere Nutzungen wird frei

Die Petition kann direkt hier unterschrieben werden: