offener Brief an Umweltsenator: Mobilitäts- und Umweltorganisationen unterstützen die Pläne für eine neue Art der Mobilität in Warnemünde

Sehr geehrter Herr Umweltsenator Matthäus,

wir schreiben Ihnen heute, um unsere Zustimmung zu Ihren Plänen, die wir aus dem Artikel “Warnemünde bald ohne Autos im Zentrum? So soll es funktionieren” in der Osteezeitung vom 14.07.2020 entnommen haben, zu signalisieren. Ihr Vorhaben ist ein Segen für die Stadt. Die Vision der Hanse- und Universitätsstadt Rostock den Stadtteil Warnemünde durch ein geändertes Mobilitätskonzept zu einem autoarmen Stadtteil umzugestalten, ist der Weg in die richtige Richtung. Warnemünde hat damit die einmalige Chance sich als Vorreiter der Urlaubsorte zu zeigen und seinen Gästen eine Stadt für Menschen zu präsentieren. 

Die Bauweise unserer Städte beeinflusst direkt das Wohlbefinden der Einwohner:innen. Menschen, die an weniger befahrenen Straßen leben, haben ein breiteres soziales Umfeld. Als Kind auf dem Gehweg zu spielen, oder sich mit Bekannten an der Ecke zu unterhalten wird durch das hohe Verkehrsaufkommen empfindlich gestört. Eine Reduzierung des Verkehrsaufkommens steigert somit umgehend das Sozialkapital, denn durch den gewonnenen Raum entsteht mehr Platz für Gemeinschaft.  

Durch den motorisierten Individualverkehr (MIV) werden giftige Partikel in unsere Städte eingebracht. Jede Reduzierung von Feinstaub und Stickstoffdioxid ist zwingend erforderlich, um unsere Städte lebenswert zu machen und unsere Gesundheit zu schützen. Denn Luftschadstoffe sind direkte Indikatoren für Asthma und weitere chronische Lungenerkrankungen sowie Diabetes und Schlaganfälle.

Neben Schadstoffen ist der MIV auch eine erhebliche Quelle für Lärmbelästigungen in unseren Städten. Lärm ist ein zusätzlicher Stressfaktor, welcher ab 80 db zu gesundheitlichen Langzeitschäden führen kann.

Die globale Klimakrise macht es erforderlich in erheblichen Ausmaße CO₂ einzusparen. Der Verkehrssektor ist mit ca. 18% auf Platz 3 der CO₂-Emittenten in Deutschland. Über die letzten Jahre ist innerhalb des Verkehrssektors jedoch keine Bereitschaft zu erkennen, einen Beitrag zu leisten, den CO₂-Ausstoß zu senken und die Klimaschutzziele zu erreichen. Obwohl es bereits jetzt viele Alternativen gibt. 

40% der Autofahrten liegen unterhalb von 5 km und 10% sogar unter 2 km. Diese Entfernungen sind prädestiniert für den Rad- und Fußverkehr. Durch Ihre Pläne, den MIV in Warnemünde zu reduzieren, stärken Sie gleichzeitig eine CO₂-freie Mobilität und diejenigen die trotzdem auf das Auto angewiesen sind, können sich auf ein geringeres Verkehrsaufkommen in Warnemünde freuen. Mit Ihren Plänen können Sie ein lokales Umdenken bewirken und zeigen, dass eine Verkehrswende möglich ist, nach dem Motto: „think global, act local“.

Auch der örtliche Einzelhandel wird von dieser Idee profitieren. Der Einzelhandel lebt in erheblichen Umfang von seiner lokalen Laufkundschaft. Der Werbeeffekt von Schaufenstern, um spontan in ein Geschäft zu gehen, greift jedoch nicht, wenn die Menschen mit dem Auto fahren. Angesprochen werden damit Fußgänger:innen und Fahrradfahrer:innen. Hinzu kommt, dass ein Umstieg auf eine emissionsfreie Fortbewegung direkt das Einkommen der Menschen schont. Das daraus verfügbare zusätzliche Budget kann damit lokal in den Erwerb von Konsumgütern fließen. 

Mit Umsetzung Ihrer Pläne können sich die Einheimischen und die Besucher:innen

in Warnemünde über eine Reduzierung von Lärm, Stau und Luftverschmutzung freuen. Darüber hinaus steigert sich durch eine Reduzierung und Tempoverringerung des MIV automatisch die Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer:innen. Ziel muss es sein, dass in Warnemünde und in ganz Rostock kein Mensch mehr im Straßenverkehr sterben muss oder schwer verletzt wird. Dass das möglich ist zeigen Städte wie Oslo oder Helsinki. 

Nach unserer Auffassung ist eine wirkliche Verbesserung der Verkehrssituation in Warnemünde nur möglich, wenn diese groß gedacht wird, um nicht in der Diskussion um die Einzelmaßnahmen das Ziel aus den Augen zu verlieren. Diesen großen Wurf haben Sie mit diesem Plan nun öffentlich gemacht und damit zur Debatte gestellt. Wir unterstützen Sie in diesem Vorhaben und stehen bei der Verwirklichung des Ziels “Warnemünde autoarm” hinter Ihnen.

Mit freundlichen Grüßen 

Christoph Neimög
Radentscheid Rostock
Dr. Anette Boog
BI Rettet den Küstenwald
Annika Haß,
VCD OG Rostock
Greenpeace RostockXR, OG RostockRostock for Future
Michael Reitz
ADFC Rostock e.V.
Susanne Schumacher
BUND Rostock
Juliane Bäthge
NABU-Regionalverband
Mittleres-Mecklenburg e.V.

1 Kommentar
  1. Sienknecht , Igor M.a.
    Sienknecht , Igor M.a. sagte:

    Ich war begeisterter Radfahrer bis zu meiner Erkrankung, z.Zt. sitze ich im Rollstuhl . D.h. ich werde durch Radfahrer welche auf den Bürgersteigen fahren angepöbelt ,wie zb. Alter lerne erst Mal laufen ,mach Platz du alter Sack usw, dies ist für mich der Alltag ,leider. Wenn sich alle Radfahrer an die Regeln halten würden ,dann wäre es für alle besser , so z.b. der halt an Ampeln oder das fahren in der Kröpi ohne Rücksichtnahme auf andere. Es wird sich nicht entschuldigt , das Gegenteil ist der Fall.

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